Visionen
1911
Lohnverhandlungen. Die Schwierigkeiten der Nürnberger Metallspielwaren-Industrie haben mittlerweile erfreulicherweise ihre Beilegung gefunden. Am 22. August 1911 fand zwischen den Vertretern der Unternehmer und der Arbeiter eine Sitzung statt, an der auch die Vertreter der Schwerindustrie wie Siemens-Schuckert Maschinenbau usw. teilnahmen. Besonders letztere legten ihr ganzes Schwergewicht in die Schale und ließen keinen Zweifel, daß bei einem längeren Verharren der Metallspielwarenarbeiter auf ihren übertriebenen Forderungen die Schwerindustrie nachdrückliche Maßnahmen zur Unterstützung der Metallspielwarenfabrikanten treffen müßten. Dies blieb nicht ohne Eindruck auf die Arbeitervertreter, und es kam dann auch eine Einigung zustande. Die Arbeitgeber bewilligten den Arbeitern so ziemlich die gewünschten Lohnmehrforderungen (plus 5 Pfg. pro Stunde)sowie einige Zubilligungen hinsichtlich des Akkordes. Nicht bewilligt wurde aber die Arbeitszeitverkürzung von 56 auf 55 Stunden die Woche, ferner nicht die von den Arbeitern prinzipiell geforderte Festlegung eines einheitlichen Lohntarifvertrages mit Einstellungslohn, Staffelung usw., sondern es werden künftig die Löhne für die einzelnen Firmen nach den üblichen Löhnen dauf der Geschäftsstelle des Bayerischen Metallindustriellenverbandes festgesetzt.
1912
Schiffsspielzeug. Was den Absatz von Nürnberger Schiffsspielzeug betrifft, so hat das deutsche Geschäft scharf eingesetzt, besonders für Kriegsschiffe. Es ist in besserer Ware nach Amerika am größten, größer als nach dem Inlandsmarkt und den übrigen ausländischen Staaten. In Amerika herrscht ein größeres natürliches Interesse an Schiffsspielzeug, nachdem dort das Meer und die Flüsse, an denen die meisten Städte liegen, bei den Kindern das Augenmerk schon von Jugend an auf Schiffsspielzeug und dergleichen richten. Größere Abnehmer sind auch Frankreich, Italien, Rußland. In auffallender Weise hat sich Kanada in den letzten Jahren als Bezugsland aufgeschwungen und bezieht besonders auch viel Schiffspielzeug von Nürnberg. England ist heuer vorerst nicht so günstig, was von den Fabrikanten auf die deutschfeindliche Stimmung geschoben wird. Im Orient steht es überhaupt mit den Zahlen schlecht.
1919
Verteuerung der Blechspielwaren. Die Firmen Gustav Fischer in Zöblitz, Clemens Kreher in Marienberg, William Kleher in Olbernhau und Hugo Reuter in Zöblitz schreiben ihrer Kundschaft am 10. November folgendes Rundschreiben: „Die Preissteigerungen für sämtliche Fabrikationsmaterialien sind unaufhaltsam fortgeschritten. Alle Metalle, als Messing, Zink, Zinn, Blei haben weitere kolossale Aufschläge zu verzeichnen. Farben, Lacke, Firniß, Terpentin, Zinkweiß, Kartonnagen, Papier, Kohlen, Öle kosten teilweise das 10- bis 30fache, Bleche, Bandeisen, Draht werden heute infolge der großen Knappheit zu jedem Phantasiepreis gesucht und man ist deshalb gezwungen, von Fall zu Fall in die Tagespreise einzutreten, soll der Betrieb nicht wegen Materialmangel geschlossen werden... 200 Zentner Schwarzblech waren vor dem Kriege mit 2.500 Mark zu haben, kosten heute 42.000 Mark und dabei kann keinesfalls auf Lieferung gerechnet werden... Infolge dieser Verhältnisse erklären sich die genannten Firmen für außerstande, die ihnen übergebenen Aufträge zu den vornotierten Preisen auszuführen, da die ganze bisherige Kalkulation über den Haufen geworfen worden ist; sie können ihre Aufträge nur zu neuen Preisen ausführen und dies auch nur insoweit, als Material zu beschaffen sein wird, wobei sie nach Möglichkeit niedrige Preisstellung zusichern.“
1920
Zusammenschluss. Die württembergische Spielwarenindustrie hat sich in den letzten Monaten veranlaßt gesehen, sich zusammenzu-schließen und zwar zum „Württ. Spielwarenindustrieverband e.V.“. Hintergrund: Die Erzeugnisse der württembergischen Qualitätsspielwaren sollen mehr zur Geltung gebracht werden. Die Verbandgeschäftsstelle befindet sich in Göppingen. Erster Vorsitzender ist Fabrikant Emil Friz, Mitinhaber der Firma Gebr. Märklin & Co. in Göppingen.